Fnfzehn Kilo Fleisch - Wie sich Igor Belanow seinen Ruf 11FREUNDE

Die grte Zeit seiner Karriere hatte Igor Belanow bereits hinter sich, als 1989 als umjubelter Neuzugang bei Borussia Mnchengladbach vorgestellt wurde. Der erste Russe in der Bundesliga! Und dann auch noch Europas Fuballer des Jahres 1986. Im Rheinland brach das Sowjet-Fieber aus. Ich bin ein BoRusse prangte auf Plakaten bei Belanows Begrung am Bkelberg. Igor

Die größte Zeit seiner Kar­riere hatte Igor Bel­anow bereits hinter sich, als 1989 als umju­belter Neu­zu­gang bei Borussia Mön­chen­glad­bach vor­ge­stellt wurde. Der erste Russe in der Bun­des­liga! Und dann auch noch Europas Fuß­baller des Jahres“ 1986. Im Rhein­land brach das Sowjet-Fieber aus. Ich bin ein BoRusse“ prangte auf Pla­katen bei Bel­anows Begrü­ßung am Bökel­berg. Igor und Gattin Irina, sie waren end­gültig ange­kommen im gol­denen Westen.

Drei Jahre vorher bei der WM in Mexiko hatte der in der heu­tigen Ukraine gebo­rene Bel­anow die Fuß­ball-Welt begeis­tert. Unter Walerij Loba­nowski, dem großen Schweiger auf der Trai­ner­bank, ver­zückte die sowje­ti­sche Aus­wahl mit tech­nisch beein­dru­ckendem Spiel und außer­or­dent­li­chen Ein­zel­kön­nern. Bel­anow, als klas­si­scher Flü­gel­stürmer auf den Außen­bahnen dieser Welt zu Hause, war die per­so­ni­fi­zierte Fuß­ball-Phi­lo­so­phie Loba­now­skis, dessen Aus­wahl trotzdem ohne zähl­baren Erfolg den Weg in die Heimat antreten musste. Das Jahr gehörte trotzdem seinem Schütz­ling mit den schnellen Beinen: Dynamo Kiew über­raschte vor allem Dank Bel­anow die euro­päi­sche Kon­kur­renz und holte sich den Pokal der Pokal­sieger in die Vitrine.

Kurz vor seinem Enga­ge­ment in Mön­chen­glad­bach, hat Bel­anow das Land seines neuen Arbeit­ge­bers bereits ken­nen­ge­lernt: bei der Euro­pa­meis­ter­schaft 1988 ziehen die Sowjets ins Finale ein, schei­tern da aber am groß­ar­tigen hol­län­di­schen Ensemble um die Welt­klas­se­spieler van Basten, Gullit und Rij­kaard mit 0:2. Bel­anow ver­schießt einen Elf­meter gegen Hans van Breu­kelen und kann danach sein Pech nicht fassen.

Jetzt also Mön­chen­glad­bach statt Kiew. West-Deutsch­land statt Sowjet­union. Die Bel­anows treten ein in eine Welt, die Ihnen fremd ist. Und der Fuß­ball-Profi ist hier, um gutes Geld zu ver­dienen. Der Angreifer wähnt sich als cle­verer Geschäfts­mann und for­dert, dass die Borussia sein Gehalt in starken Dollar aus­be­zahlt. Die Fohlen“ erfüllen ihrem Neu­zu­gang die For­de­rung, man will sich nicht vor­werfen lassen den neuen Star auf­grund von Wäh­rungs­dif­fe­renzen ver­grault zu haben. Dann bricht von einen Tag auf den anderen der Dol­lar­kurs ein, Familie Bel­anow sieht ihre Felle davon­schwimmen – und wird prompt beim Pel­ze­dieb­stahl in Düs­sel­dorf erwischt.

Der Sowjet­fuß­baller macht sich zum Gespött der geg­ne­ri­schen Fans, zumal auch noch her­aus­kommt, dass Gattin Irina bereits dabei erwischt wurde, wie sie einen 30-Mark-Arm­reif sti­bitzen wollte. Bel­anows Frau ist es auch, die gleich in den ersten Tagen die Fleisch­fach­ver­käu­ferin hinter einer Glad­ba­cher Wurst­theke mit der For­de­rung nach 15 Kilo Fleisch irri­tiert. Geprägt von nur dürftig bestückten Ein­kaufs­re­galen in ihrer Hei­mat­stadt Kiew will die Fuß­baller-Frau lieber auf Nummer sicher gehen.

Bel­anows sport­liche Dia­spora bei der Borussia wird zum bei­der­sei­tigen Fiasko. Mön­chen­glad­bach ver­liert viel Geld und gewinnt wenig Punkte, Bel­anow kommt in 24 Spielen auf nur vier Tore und ver­liert seinen guten inter­na­tio­nalen Ruf. Zur Win­ter­pause 1990/91 will ihn immerhin noch Ein­tracht Braun­schweig ver­pflichten, doch der Tra­di­ti­ons­verein krebst inzwi­schen in der zweiten Liga herum und auch der pro­mi­nente Neu­zu­gang kann den Abstieg in die damals dritt­klas­sige Ober­liga Nord nicht ver­hin­dern. 1994 ver­schwindet Bel­anow von der euro­päi­schen Bühne.

Erst 2003 taucht er plötz­lich wieder auf und über­nimmt die Akti­en­mehr­heit beim schwei­ze­ri­schen Erst­li­gisten FC Wil. Dafür darf die kom­plette Ver­eins­füh­rung ihre Schreib­ti­sche räumen, mit Alex­ander Sawarow ver­pflichtet Bel­anow einen Lands­mann als neuen Chef­trainer. Dumm nur, dass der keine gül­tige Uefa-Lizenz vor­weisen kann und Wil bald wieder ver­lassen muss. Schon bald gibt Bel­anow beim FC die Zügel aus der Hand, zu laut waren die kri­ti­schen Rufe, die die finan­zi­ellen Ver­gehen des Inves­tors schon seit Jahren bemän­gelt hatten.

Seitdem hat man nichts mehr von Igor Bel­anow gehört. Aber: bald wird er wieder auf­tau­chen, ganz bestimmt. 

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